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A.I. - Künstliche Intelligenz

Viel Handlung, die nicht zusammenpasst

Voller Erwartung bin ich gleich am ersten Tag in "A.I. Künstliche Intelligenz" gegangen. Der Titel ist vielversprechend, die Vorschau war interessant, Steven Spielberg verpflichtet, Haley Joel Osment ist immer einen Kinobesuch wert. Keine Frage, den Film musste ich gleich sehen. Aber hat es sich wirklich gelohnt?

Irgendwie hatte ich nach zweieinhalb Stunden Kino das Gefühl, mehrere Filme, die ineinander gemischt wurden, gesehen zu haben. Deshalb gliedere ich meinen Filmbericht dieses Mal in zeitlicher Abfolge.

Der vielversprechende Anfang

Der Film beginnt im 21. Jahrhundert, also fast schon Gegenwart. Die Wissenschaft spottet zurecht über die technischen Errungenschaften zur Jahrtausendwende. Schließlich wurde gerade der erste Roboter entwickelt, der nicht nur aussieht und sich benimmt wie ein Mensch, sondern auch Gefühle zeigen kann. Der 13-jährige Haley Joel Osment spielt das Roboterkind David, das von Monica (France O'Connor) und Henry (Sam Robards) in die Familie aufgenommen wird.

Da deren bislang einziger Sohn Martin seit Jahren im Koma und Monica deswegen in tiefste Depressionen verfallen ist, entschließen sie sich, David in ihre Familie aufzunehmen. Zu süß und liebenswürdig sieht der Mecha-Junge aus. Die Freuden und Probleme springen hin und her wie es Tag und Nacht wird. Wenn die Mutter wünscht, dass sich David schlafen legt, antwortet dieser: "Ich brauche keinen Schlaf, aber wenn Du willst, lege ich mich 10 Stunden hin und gebe keinen Ton von mir". Man gerät ins Grübeln, man fängt selber an nachzudenken, welche Vor- und Nachteile so ein Kind hätte.

So richtig verzwickt wird die Situation, als Martin aus dem Koma erwacht und nach Hause zurückkehrt. Jetzt beginnt ein Kampf der beiden Kinder um die Liebe der Mutter. Martin stachelt David zu Untaten an, um ihn loszuwerden. So passieren Schreckensszenen, die einen eher an einen Horrorfilm erinnern.

Während des ganzen ersten Teils macht man sich permanent Gedanken, wie der Film wohl weitergehen könnte, was noch alles auf die Eltern und das Kind kommen würde, wo die Probleme liegen und man freut sich auf eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit sich selbst, geleitet von Steven Spielberg. Leider völlig umsonst, denn der Film nimmt eine völlig unerwartete Wende.

Die Eltern und natürlich ich auch als Zuschauer haben gleich nach der ersten Panne angefangen, darüber nachzudenken, David wieder zurückzugeben. Ich hätte nun einen Film erwartet, wo es im Wesentlichen um die Klärung dieser Frage ging. Wird David vollkommen in die Familie hineinwachsen, wird die Familie die Probleme meistern, oder wird es ein trauriges Ende geben?

Das Ende kam schneller als erwartet; der Film war gerade mal eine halbe Stunde alt, da setzt Monica ihren Roboter-Sohn im Wald ab, um ihn loszuwerden.

Dieser erste Film (ich meine die erste halbe Stunde) verdient 5 Sterne in meinen Augen. Hier konnte Haley Joel Osment so richtig zeigen, warum er einer der größten Nachwuchsschauspieler ist: Er kann Gefühle zeigen, er kann längere Zeit ernst blicken und er kann lächeln wie das süßeste Kleinkind.

Steven Spielberg gelang es in diesem Teil, den Zuschauer anzusprechen: "Hier wird nicht nur Film geschaut, sondern hier wird mitgedacht; die Probleme und Chancen betreffen uns alle!". Und was gibt es Besseres in einem Film als wenn die Auseinandersetzung mit der Materie und mit sich selbst angeregt wird?

David auf der Flucht

Mit der Aussetzung Davids im Wald beginnt ein völlig neuer Film: Ein ausgesetzter Junge (natürlich immer noch ein menschlicher Roboter) hat ein Ziel: er sucht die blaue Fee aus dem Märchen Pinocchio, die ihn in einen richtigen Menschen verwandeln soll, wie sie es einst mit dem kleinen Jungen mit der langen Nase gemacht hat.

Doch im Wald lauern Gefahren: Aus ballonartigen Fluggeräten kommen Roboter-Jäger, die ausgediente Roboter aufstöbern, sie fangen und anschließend vor der Menschenmasse auf dem Fleisch-Fest vernichten und zerstückeln. Schnell findet David einen Compagnion, den Roboter-Liebhaber Joe (Jude Law).

Die Jagdszenen aus dem Ballon und von den teuflischen Motorrädern aus waren ziemlich billig gemacht und ätzend. Auf dem Fleischfest wurden die menschlichen Roboter vor den tobenden Massen vernichtet wie in Spanien Stierkämpfe ausgetragen werden, oder noch besser, wie im Alten Rom Sklaven von Raubtieren zerfleischt wurden. Das ganze wurde untermalt von buntem Flackern und Hardrock-Musik.

Vielleicht hat dem einen oder anderen Action-Fan diese Filmpassage gefallen. Für mich war der Kontrast zum ersten Filmteil zu groß. Der wollte mir einfach nicht ins Konzept gefallen. In diesem Teil war auch nichts von schauspielerischen Leistungen zu sehen, an die man sich gerne erinnern möchte. Es war ein Gemetzel, wo es nur um Vernichtung und Krach ging.

Ein Griff in die Trickkiste

Der Film nimmt abermals eine Wende. Was wäre ein Science Fiction, ohne wirklich in die Trickkiste der modernen Filmkunst zu greifen? Im dritten Teil kommen die Szenen, an die man sich erinnert: David kommt mit seinem Freund Joe nach Rouge City, eine futuristische Version des heutigen Las Vegas. Hier zeigt Steven Spielberg bildliche Visionen. Als Zuschauer staunt man über die Gebäude, die Möglichkeiten in der Zukunft etc.

Ein paar Dollar, und man bekommt jede Information: Die blaue Fee gibt es in Manhattan, also geht die Reise an den Südzipfel von New York City. Dieses existiert aber nicht mehr in seiner heutigen Form: Da die Polkappen infolge des Treibhauseffektes abschmelzen, liegt New York City wie zahlreiche andere Städte unter Wasser. Nur noch die Spitzen der Wolkenkratzer ragen aus den Fluten heraus. Wieder wird der Zuschauer mit Bildern konfrontiert, die beeindrucken und die einen nachdenklich machen. Und man wird noch viel nachdenklicher, wenn man die Türme des World Trade Centers aus dem Wasser ragen sieht...

In New York City findet David heraus, dass es inzwischen mehrere Exemplare von ihm gibt. Aber er findet auch endlich seine blaue Fee ganz tief unten im Wasser. Dort taucht er hin und bittet die blaue Fee, aus ihm einen Menschen zu machen...

Während im ersten Filmteil schauspielerische Talente zu Tage kamen und der Zuschauer zum Nachdenken angeregt wurde, der zweite Teil irgendwie inhaltslos vorüberging, lebt dieser dritte Teil von Effekten, Illusionen und der Filmtrickkiste.

Die Eiszeit

Der Film hätte längst schon enden können, aber Steven Spielberg setzt noch eines drauf. 2000 Jahre lang bitte David die blaue Fee, ihn in einen Menschen zu verwandeln. Schließlich wird er von Zukunftsgeschöpfen befreit. In diesem Filmabschnitt wird Steven Spielberg so surrealistisch, dass man nicht mehr weiß, ob man staunen soll, oder einfach den Kopf schütteln.

In einer heftigen Eiszeit leben marmorartige Skulpturen; David ist der letzte Roboter, der etwas von Menschen gespeichert hat. Ich will das Ende nicht vorwegnehmen, deshalb höre ich hier auf mit der Handlung.

Dieser Filmteil war nicht nur komisch und surrealistisch, sondern auch total überflüssig und eigentlich ohne inhaltliche Substanz. Lieber Steven Spielberg, muss denn jeder Film zweieinhalb Stunden dauern? Warum nicht nach zwei Stunden Schluss machen, das ist doch kein Beinbruch!

Mein Fazit

Was habe ich von dem Film erwartet? Es waren schauspielerische Glanzleistungen seitens Haley Joel Osments und eine packende Story, die in der Zukunft spielt. Was habe ich bekommen? Eine mitreißende und nachdenklich machende Story mit tollen Schauspielern im ersten Teil und faszinierende Bilder aus der Zukunft im dritten Teil. Mit Teil 2 konnte ich gar nichts anfangen und Teil 4 war völlig überflüssig.

So blieb der Film weit unter meinen Erwartungen. Von Steven Spielberg hätte ich mehr erwartet. Man kann sich den Film ansehen, aber der Film kein unbedingtes Muss für Kino-Fans.

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