Amistad
Spielberg packt mal wieder wahre Geschichte aus
Warum ist eigentlich der Film Amistad nie so berühmt geworden wie Schindlers Liste, obwohl doch auch Amistad vierfach Oskar-nominiert war? Beide Filme sind doch von Steven Spielberg, beide Filme greifen tief in schmerzliche Ereignisse der Geschichte. Wo liegt der Unterschied?
Ich glaube, den Unterschied findet man schnell, wenn man die Ereignisorte der beiden Filme betrachtet: Schindlers Liste greift einen absolut beschämenden Abschnitt deutscher Geschichte auf, während Amistad ein Jahrhundert weiter zurückreicht und ein trauriges Kapitel amerikanischer Geschichte wiedergibt. Auch wenn es in Amistad im Wesentlichen um typisch amerikanische Leitmotive wie Unabhängigkeit und Freiheit geht, kam der Film in den USA nicht besonders gut an.
Also, worum geht es in Steven Spielberg's Historiendrama Amistad? Im 18. und 19. Jahrhundert florierte der Sklavenhandel von ostafrikanischen Ländern in amerikanische Plantagen. England wurde nicht zuletzt dank des Sklavenhandels zur größten Handelsmacht in dieser Zeit. In Ostafrika entstanden aus Handelsfestungen richtige Sklavenburgen; per Schiff wurden die Sklaven in die neue Welt gebracht.
Amistad war ein Sklavenschiff, in welchem die Sklaven jedoch erfolgreich rebellierten. Die erhoffte Nachhausefahrt endet jedoch an der amerikanischen Ostküste und die Sklaven enden erneut in der Gefangenschaft. Sofort erheben unterschiedliche Parteien ihren Anspruch auf die menschliche Fracht. Nur ein Anwalt namens Baldwin (Mattjew McConaughey) stellt sich auf die Seite der Sklaven, und es gelingt ihm sogar zu beweisen, dass die Sklaven illegal gefangen genommen wurden. Allerdings kommt ihm da der amtierende amerikanische Präsident, der um seine Wiederwahl bangt, in die Quere...
Steven Spielberg hat eine geschickte Zeitfolge für seinen Film gewählt: Der Film beginnt mitten in der Sklavenrebellion auf der Amistad. Erst als Baldwin dem Anführer der Sklaven Cinque (Djimon Hounsou) langsam menschlich näher kommt, wird die wahre Geschichte erzählt. In fast 20 Minuten stellt Spielberg die Geschehnisse in Afrika, der Sklavenburg in Sierra Leone und auf den Sklavenschiffen ohne jeglichen Kommentar dar. Er lässt ganz alleine die Bilder sprechen, und da stockt bei jedem Zuschauer der Atem. Zwischen Wut- und Mitleidgefühlen hin- und hergerissen wird man selbst Zeuge eines traurigen Abschnittes der Geschichte. Für mich war dieser Filmabschnitt der beste im ganzen Film, da doch diese Szenen eindeutig bestätigten: Bilder sagen mehr als tausend Worte.
Genug Lob für Steven Spielberg; Lob natürlich auch für die Darsteller, auch wenn diese meines Erachtens nicht so sehr im Mittelpunkt standen; die Handlung war einfach erdrückend. Djimon Hounsou spielte bravourös den Führer der Sklaven. Im letzten Jahr trumpfte er übrigens wieder in Gladiator auf; wer hat sich noch an ihn erinnert? Anthony Hopkins spielt übrigens den alten Präsidenten Adams; hatte aber meiner Meinung nach eine undankbare Rolle; seine moralische Freiheits- und Unabhängigkeitsrede am Ende war sehr lange und langatmig; da half all seine Ausstrahlung nichts; die Szene war zu lang.
Wenn Steven Spielberg in die Geschichte-Kiste greift, dann lässt er sich bekanntlich viel Zeit. Knappe zweieinhalb Stunden dauert Amistad; keine Minute zu viel, bis vielleicht auf den Schluss. Amistad sollte sich jeder einmal in Ruhe zu Gemüte ziehen; man sieht nicht nur einen hervorragenden und rührenden Film, sondern man holt auch einiges über ein trauriges Kapitel der Geschichte in sein Gedächtnis zurück.
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