Chocolat
Das Wasser läuft im Munde zusammen
Chocolat ist ein Film, bei dem sich alles rund um das Thema Leckereien, Süßigkeiten und natürlich Schokolade spielt. Der Film heißt aber nicht etwa Schokolade oder Chocolate, sondern hat den französischen Titel, auch in der deutschen Fassung. Der Film spielt schließlich auch in einem kleinen französischen Dorf. Nichtsdestotrotz stammt er aus einer amerikanischen Produktion.
Um es gleich vorwegzunehmen: Der Film ist gemein und strapaziert den Mund, die Zunge und den Magen. Wer gerade auf Diät ist oder bereits Abendgegessen hat, vielleicht sogar schon die Zähne geputzt hat, der sollte sich den Film für eine andere Gelegenheit aufheben. Denn die süßen Köstlichkeiten, die der Film immer wieder zeigt, regen Appetit an. Selbst wer anfangs noch resistent ist, wird sich nach knapp zwei Stunden Appetitanregung an den Süßigkeitenschrank machen.
Die Handlung
Der Film spielt in einem kleinen französischen Dorf, in der die Welt noch in Ordnung zu sein scheint. Ein Bürgermeister sieht permanent nach dem Rechten, sorgt für vermeintlich gute Sitten, bestraft Unsitten und Untaten und hält die Dorfbewohner in streng gläubigen moralischer Gefangenschaft.
Pflicht eines jeden Dorfbewohners ist der sonntägliche Kirchenbesuch, bei dem der Priester den Leuten ins Gewissen redet. Selbstverständlich nimmt der Moralapostel, der Bürgermeister, gravierenden Einfluss auf die Predigten, um das Leben und Verhalten seiner Bürger gezielt zu steuern und zu beeinflussen.
Die geordnete Welt in dem kleinen Dörfchen gerät aus den Fugen, als Vianne (gespielt von Juliette Binoche) zusammen mit ihrer Tochter in das Dorf zieht, um sich dort niederzulassen und eine Chocolaterie aufzumachen. Unglücklicherweise trifft ihr Einzug mitten in die Fastenzeit. Nicht nur die leckeren Köstlichkeiten, sondern natürlich auch Vianne selbst werden sofort zum Dorn im Auge für den Bürgermeister. Es beginnt eine Jagd und Vertreibung seitens der Macht, um die hübsche Vianne und ihre Köstlichkeiten möglichst schnell wieder loszuwerden.
Zum Film
Die Handlung hört sich einfach an; der Film könnte einen lustigen Charakter haben. In der Tat ist der Film jedoch überhaupt nicht lustig, sondern enthält einen sehr tiefsinnigen Hintergrund. Schließlich spielt der Film in einem Dorf bzw. in einer Welt, wo es bereits eine Sünde sein kann, wenn man offen seine Meinung über etwas kundtut. In jenem Dorf kann nicht jeder tun und machen, was er will, sondern das Leben wird von einer einzigen Person, dem Bürgermeister, bestimmt und dominiert.
Wer sich gegen die Macht stemmt, begibt sich in Schwierigkeiten. Und jetzt kommt da eine selbstbewusste Frau in mittlerem Alter daher und verlockt die Dorfbewohner mit Süßigkeiten, mitten in der vorösterlichen Fastenzeit. Selbstverständlich versucht der Bürgermeister, die Dorfbewohner vom Verzehr der kleinen Sünden abzuhalten; sogar in der Kirche wird dies gepredigt. Doch die selbstbewusste Vianne gibt ihren Wunsch, in dem Dorf Schokolade zu verkaufen, nicht so schnell auf. Sie stemmt sich mit Vehemenz gegen die Hinterhälte des Bürgermeisters.
Anfangs auf sich alleine gestellt gewinnt sie schnell einige Dorfbewohner als Freunde, jedoch nicht Bürgermeistertreue, sondern schwache, gebrechliche und arme Menschen. Ja sogar mit Verbannten, die auf dem Fluss wohnen, lässt sie sich ein. In dem Film wird sehr gut dargestellt, wie sich Vianne immer mehr Leute um sich rumschart und so dicke Freundschaften entstehen, auch wenn diese eigentlich gar nicht bestehen dürften.
Vianne bricht in dem Dorf ein Tabu nach dem anderen. Mit ihren Süßigkeiten verführt sie immer mehr Dorfbewohner dazu, Tabus zu brechen und der eigenen Lust und dem eigenen Willen zu gehorchen. So erinnert der Film stark an die Verhältnisse in Frankreich im 18. Jahrhundert, als sich das arme Bürger- und Bauerntum gegen die Unterdrückungen und Bevormundungen auflehnte.
Natürlich ist in dem Film auch eine kleine Liebesgeschichte integriert, gehört ja schließlich zu jedem Streifen dazu. Aber im Schwerpunkt steht die Durchsetzungskraft der selbstbewussten Vianne, die vieles auf sich nimmt, um ihren Wunsch zu erfüllen.
Die Schauspieler
Wer kennt die französische Schauspielerin Juliette Binoche? Es gab im Jahre 1996 einen Film "Der englische Patient", der sie richtig berühmt machte. Sie verkörpert als Französin die Rolle der selbstbewussten Vianne in perfekter Weise.
Johnny Depp kennt jeder; er spielt eigentlich nur eine Nebenrolle, die erst gegen Ende des Filmes an Bedeutung gewinnt. Von ihm ist man eigentlich größere Rollen gewöhnt, dennoch hat er mich überzeugt, dass er auch eine Nebenrolle sehr gut verkörpern kann.
Und dann wäre da noch die Engländerin Judy Dench. Objektiv muss ich sagen, dass sie ihre Rolle sehr gut spielt, aber irgendwie verbinde ich sie zu sehr mit James Bond, und der hat in dem Film natürlich überhaupt nichts zu suchen. Wen wunderts, nach all den zahlreichen Nebenrollen in James Bond als selbstbewusste, emanzipierte Leiterin...
Fazit
Der Film Chcolat erzählt eine nette, interessante Geschichte, die einen sehr zum Nachdenken bringt. Leider hat Lasse Hallström den Film stark in die Länge gezogen, so dass stellenweise Langeweile aufkommt.
Dennoch kann ich den Film jedem empfehlen. Er besticht nicht nur durch eine interessante Handlung sondern auch durch sehr schöne Filmmusik. Ich habe den Soundtrack gekauft und bin restlos begeistert von den teils peppigen teils melancholischen Musikstücken.
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