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Erin Brokovic

Darf man einen Oskar-Preisträger kritisieren?

Erin Brokovic war der große Renner im Kino. Julia Roberts erlangte Ruhm und Ehren für ihre glänzende Rolle als eine junge Mutter von 3 Kindern, die fast schon ums Überleben kämpft. Sogar mit einem Oskar wurde sie im März 2001 für ihre Rolle belohnt. So ein Film kann doch nur gut und empfehlenswert sein, oder?

Ich habe den Film im Kino verpasst, konnte mich damals von der Story nicht so überzeugen. Julia Roberts spielt eine verwitwete Mutter von drei Kindern, die unbedingt einen x-beliebigen Job braucht, um ihre Sprösslinge durchzubringen. Nach langer erfolgreicher Suche landet sie als Assistentin in einer Anwaltskanzlei und wird dort zum Hauptbearbeiter eines brisanten Falles: In einer ganzen Wohngegend erkranken massenhaft Leute durch eine Frischwasserverschmutzung. Fast alleine kämpft sie gegen eine Übermacht eines milliardenschweren Konzerns für die Betroffenen an.

Wodurch zeichnet sich der Film aus, warum hat Julia Roberts überhaupt einen Oskar bekommen? Nun, der Film beruht auf einer authentischen Geschichte, das hilft viel. Julia Roberts verkörpert zwar nur eine Person, aber in mehreren ganz unterschiedlichen Rollen: Da ist die fürsorgende Mutter, die alles zum Wohle ihrer Kinder tut; da ist die entschlossene und motivierte Mitarbeiterin einer Anwaltskanzlei, die wie ein Workoholic Tag und Nacht für ihren Job lebt. Und schließlich ist da die einfühlsame Erin, die quasi eine Musteranwältin spielt ohne eine solche zu sein, sozusagen um es ihren nur am Profit orientierten männlichen Kollegen zu zeigen, wie man mit Klienten umgeht. Schließlich ist sie es, die das Vertrauen der geschädigten Anwohner gewinnt und nicht der Anwalt selbst. Und was wäre ein Film mit Julia Roberts, indem sie nicht auch ihre weiblichen Reize ausspielen würde. Von lustigen Witzen bis zum provokativen Einsatz der Waffen einer Frau ist alles dabei.

Man merkt sehr schnell, dass der ganze Film sehr Julia Roberts lastig ist, d.h. fast alles dreht sich nur um sie. Der ganze Film dauert über 130 Minuten; für meinen Geschmack ist dies zu lange, wenn ein Film im wesentlichen einen Hauptdarsteller hat. Zu so manchem Zeitpunkt hat man gar das Gefühl, als wolle der Film niemals enden. Klar, solche Rechtsfälle dauern in der Regel auch Jahre...

Ich habe den Film auf DVD gesehen. Feststellen musste ich ganz klar, dass der Film die typischen DVD-Features nicht ausnutzen konnte. Da der Film im Wesentlichen auf Dialogen basiert, kommt man so gut wie nie in den Genuss von Surround-Klang. Das Making-Of ist ziemlich bescheiden. Die Interviews mit der "wahren" Erin Brokovic etc. sind zwar interessant und geben einem den richtigen Background, dafür ist das sonstige Material wie die Künstlerprofile recht dürftig. Für einen Oskar-prämierten Film dürfte mehr Inhalt enthalten sein, aber das konnten die DVD-Produzenten ja damals nicht wissen.

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