Godzilla
Verstand bitte abschalten
Wieviele Verfilmungen von Godzilla gibt es eigentlich? Zahlreiche, so viel steht fest. Heute geht es um Roland Emmerich's Verfilmung aus dem Jahre 1998
Die Handlung
Das Prinzip aller Godzilla-Filme ist gleich: Ein Riesenmonster bedroht die Menschheit, bedroht eine ganze Stadt; das Militär ist machtlos; das Tier ist übermächtig. Trotzdem benötigt jeder Film eine neue, eigene Rahmenhandlung. Roland Emmerich hat sich etwas ganz Geschicktes einfallen lassen:
Bei französischen Atomtests im französischen Polynesien ist durch extreme Strahlenbelastung aus einem harmlosen Reptil ein 100 Meter großes Ungeheuer entstanden. Was für ein Wunder, dass es ausgerechnet französische Atomtests waren...
Dieses saurierartige Reptil treibt zuerst im Meer und auf kleinen Inseln sein Unwesen ehe es New York City erreicht und sich dort niederlässt. Wieder einmal muss die Stadt eine ihre Zerstörung glauben, dieses Mal aber nicht durch Bomben oder Flugzeuge, auch nicht durch Außerirdische (vergleiche Roland Emmerich's Independence Day), sondern durch Godzilla. Eigentlich ist Godzilla ja schon ein alt Bekannter in New York City, aber nicht in der jetzigen Größe.
Neu an Emmerich's Film ist auch die Idee, dass es nicht nur der eine Godzilla ist, der die Stadt bedroht, sondern dass er als einzelnes Lebewesen seiner Rasse in der Lage ist, Eier zu legen und so für eine Bedrohung sorgt.
Zum Film
Ein 100 Meter großer Saurier, entstanden durch Strahlenbelastung infolge eines Atomtests. Mit viel Fantasie kann man sich dieses Szenario noch vorstellen. Doch alles was dann kommt, kann man eigentlich nur noch überstehen, wenn man seinen Verstand krampfhaft abschaltet.
Das Lebewesen erreicht also New York City, schlendert durch die Straßen zwischen den Wolkenkratzern hindurch, zertritt Autos und zerkratzt Wolkenkratzer. Die Stadt wird evakuiert, das Militär nimmt die Verfolgung auf. Immer wieder gelingt es dem Ungetüm, spurlos zu verschwinden. Soll das etwa eine Parodie auf das amerikanische Militär oder gar den Geheimdienst sein, nach dem Motto, wenn sie nicht einmal die Spur eines 100 Meter großen Tieres tracken können, wie können sie dann....?
Mit Maschinengewehren feuern zahlreiche Soldaten auf das Monster, ehe sie zertreten werden. Luft-Boden Raketen, die annähernd Schallgeschwindigkeit erreichen, weicht der Dinosaurier blitzschnell und wendig aus, so dass sie in irgendwelchen Gebäuden landen. Andere Raketen, die im selben Film ganze Hochhäuser in Schutt und Asche legen, bewirken bei dem Monster nur ein Zucken. Nun ja, wie gesagt, Verstand abschalten und sich von der Actionerie berauschen lassen.
Ich fand den Film teilweise sogar langweilig, da die Szenen zu irrealistisch sind. Leider hat es Roland Emmerich versäumt, den Film im zeitlichen Rahmen zu halten. Ein Emmerich muss ja zweieinhalb Stunden dauern... So konnte er die Spannung nicht dauerhaft aufrecht erhalten; es gibt zu viele Szenen zum Abschalten, wo man auch getrost mal sich mit etwas anderem beschäftigen kann ohne viel zu verpassen.
Die ersten Godzilla-Filme ware um einiges spannender als dieser hier.
Die Schauspieler
Matthew Broderick, der als Schulschwänzer in Ferris macht blau bekannt wurde, spielt einen berühmten Professor, der bislang nach versäuchten Würmern in Tschernobyl gesucht hat. Auch wenn er in Godzilla eine Hauptrolle spielt, kommt sein schauspielerisches Können in keinster Weise heraus; die eigentliche Hauptrolle spielt ja das Monsterwesen; die paar Gags, die in dem Film eingebaut sind, vermag er nicht so richtig rüberzubringen, wozu auch?
Jean Reno, der zuvor in Mission Impossible, French Kiss und Im Rausch der Tiefe bekannt wurde, spielt einen französischen Geheimdienstler, der den angerichteten Schaden (der Atomtest, der das Monster geboren hatte), wieder gut machen will. Er spielt seine Rolle tadellos, es macht Spaß ihm zuzusehen. Aber für eine solche Nebenrolle hätte Roland Emmerich nicht so tief ins Portemonnait greifen müssen.
Fazit
Am Ende des Filmes erlebt man als Zuschauer das, was man von früheren Godzilla-Filmen kennt, nämlich Spannung und wilde Verfolgungen. Ansonsten übertreibt Roland Emmerich mit unrealistischen Szenen und hat den Film viel zu sehr in die Länge gezogen, so dass die Spannung immer wieder einbricht.
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