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James Bond - Der Morgen stirbt nie
Fast schon ein Routine-Film
Zum Film
Welch provozierender Meinungstitel, nicht? Kann man bei einem James Bond Film, von welcher Sorte "nur" alle zwei Jahre einer erscheint, von denen jeder zum Top-Kino-Knüller wird, von Routine oder Altgewohntem sprechen? "Der Morgen stirbt nie" ist sicher einer der besten James Bond Filme aller Zeiten. Vollgespickt mit Action, Spannung, die bis zum Ende durchhält, schönen Frauen, von denen sich James Bond nicht nur eine schnappt, verschiedenen Schauplätzen mit fantastischen Bildern von allen Ecken der Welt, und natürlich technischen Rafinessen, wie es sie eben nur bei James Bond gibt.
Naja, so war es schon immer, nur die Zeit schreitet eben voran, die Filmproduktionstechnik macht genauso wie die Automobilindustrie Fortschritte. Wenn ich von Routine spreche, dann meine ich, dass man als erfahrener James Bond Gucker bei so mancher Szene schon nach den ersten Sekunden voraussagen kann, was während der nächsten 10 Minuten kommt. Ich denke da zum Beispiel an die wilde Verfolgungsjagd von James und seiner hübschen Partnerin Wai Lin auf dem Motorrad, gefolgt von Jeeps, einem Hubschraubern etc. Als James Bond Profi weiß man natürlich sofort, dass zu Beginn einer solchen Verfolgungsjagd eine ungeheure Materialschlacht beginnt. Und Roger Spottiswoode (oder wie schreibt man den Regisseur?) hat uns nicht enttäuscht: In "Der Morgen stirbt nie" fliegen die Fetzen wie man es von einem echten James Bond Film erwartet.
Muss man bei einem James Bond eigentlich was zur Handlung schreiben? Nun, James Bond ist der einzige Mann, der die Welt retten kann, so viel steht von vorne herein fest. Fragt sich nur, in welche Krise die Welt momentan schlittert: Ein dritter Weltkrieg ist am Entstehen, weil ein erfolgssüchtiger Medienmogul China und Großbritannien gegeneinander aufhetzt, um seine Zeitschriftenauflage zu steigern und ein weltweit umspannendes Satelliten-Nachrichtenprogramm zu starten. Jonathan Pryce spielt diesen Medienrießen namens Elliot Carver.
Ich finde es immer wieder faszinierend, was für Szenarien sich die James Bond Macher ausdenken, um die Welt in eine Krise zu stürzen. Was war denn um die Zeit von 1997 so aktuell, dass eine solche Handlung dabei herauskam? Um diese Zeit, vielleicht sogar schon ein paar Jahre vorher, hat die Fusionswelle im Rahmen der Globalisierung auch die großen Medienkonzerne erreicht. Nicht nur in Deutschland, wo große Medienkonzerne wie die Leo-Kirch-Gruppe oder Bertelsmann zu immer größeren Imperien verschmolzen sind, sondern auch auf der ganzen Welt haben sich einflussreiche Medien- und Informationskonzerne gebildet. Die Gefahren der einseitigen Berichterstattung und der gezielten Manipulation hat man zwar erkannt, konnte jedoch nicht viel dagegen machen. "Der Morgen stirbt nie" gibt natürlich ein Extremum wieder, wie weit eine Konzentration der Medienkonzerne führen kann; aber etwas ins Krübeln kommt man bei so einer Handlung schon. Halb so schlimm - wir haben ja James Bond.
Der Film dauert zwei Stunden, kommt einem jedoch wie ein Kurzfilm vor; zuviel passiert in dem Film. Außer Pierce Brosnan und Jonathan Pryce, die ihre Rolle pflichtgemäß tadellos spielen, hat mir besonders gut Michelle Yeoh gefallen, die James Bond's Partnerin auf chinesischer Seite spielt. Mit viel Ausstrahlung und großem Kampfgeist konnte sie bei den beiden Superstars problemlos mithalten.
Ach ja, da war noch die Szene mit dem Siebener-BMW in Bond's Hotelparkhaus. War super gemacht mit super Effekten. Bei solchen Szenen sag ich nur: Verstand abschalten und die Action genießen...
Zur DVD
Geht es Euch auch so, dass Ihr die meisten James Bond Filme schon mindestens 5 oder 10 mal gesehen habt? Nicht zuletzt, weil fast alle paar Wochen irgendein James Bond Film auf irgendeinem Sender kommt und man doch hin und wieder reinzappt und dann hängen bleibt? Wenn man sich James Bond Filme schon so oft anschaut, dann sollte man doch meinen, dass das Geld in eine DVD mit James Bond sehr gut investiert ist.
Sieht man einen James Bond nicht gerade auf ARD oder ZDF, ist die Werbung natürlich sehr nervend, besonders bei so spannenden Szenen, wie sie nunmal in James Bond in Fülle vorhanden sind. Alleine deswegen schon ist der Film auf DVD ein richtiger Genuss. Genießen kann man auch den Sound. In jedem James Bond Film dröhnt es nur so von Geräuschen und Musik. In "Der Morgen stirbt nie" kommen Subwoofer-Besitzer voll auf ihre Kosten. Gigantisch sind die Geräusche, die man bei Bond's Einsätzen besonders auf dem Stealth-Schiff hört.
Leider ist "Der Morgen stirbt nie" wie, so viel ich weiß alle James Bond Filme, im Super-Breitformat gedreht worden, so dass man selbst mit einem 16:9 Fernseher noch schwarze Balken sieht. Auf einem normalen Fernseher wird das sichtbare Bild ziemlich unangenehm klein. Wenn dann der Fernseher noch nicht erwachsen ist, dann viel Vergnügen...
"Der Morgen stirbt nie" gibt es sowohl auf deutsch, englisch und spanisch. Während ich bei Liebesromanzen gerne die Originalversion anschaue, finde ich dies bei Actionfilmen weniger wichtig, da nicht so sehr die Worte zählen.
Was mir an der DVD super gefällt, ist das Booklet, welches zahlreiche Informationen enthält, wie zum Beispiel, dass das Stealth-Schiff in Anlehnung an neu entwickelte amerikanische Stealth-Schiffe gebaut wurde. Solche Informationen erwarte ich normalerweise im Making-Of. Aber auf meiner DVD war so gut wie gar nichts drauf. Ein paar läppische Kommentare, ein paar Meinungen, das wars. Fehlt auf meiner DVD irgendetwas? Habe ich irgendwelche Menüpunkte nicht gefunden? Ich war ziemlich enttäuscht, was das Zusatzmaterial anbelangte; gerade bei einem James Bond Film hätte mich besonders interessiert, wie der Film gedreht wurde, wie die Spezialeffekte realisiert wurden etc.
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