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Johanna von Orleans

DVD-Kritik und Hintergrund-Infos

Johanna von Orleans war einer der besten Filme, die ich je in meinem Home-Kino auf DVD gesehen habe. Deshalb möchte ich über diesen Film einiges mehr schreiben als ich sonst über Filme schreibe.

Geschichtlicher Hintergrund

Frankreich hatte gerade begonnen, sich unter der Herrschaft der Kapetinger zu einem ganzheitlichen Staat zu formieren, da drohte es im Hundertjährigen Krieg gegen England total unterzugehen. Die Engländer eroberten fast ganz Nordfrankreich und drangen immer mehr ins Landesinnere hinein. Auf der Ostseite unterstützten die Burgunder die englischen Bestrebungen und es war nur eine Frage der Zeit, bis ganz Frankreich unterworfen sein würde.

Der englische König Heinrich V beanspruchte mit Hilfe der Burgunder auch den französischen Thron; es gelang ihm, den französischen Thronfolger Karl VII zu entmachten und zu vertreiben. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts war auch bereits Paris besetzt und nur ein Wunder konnte Frankreich noch vor der entgültigen Eroberung retten. Und dieses Wunder sollte Johanna von Orleans bzw. Jeanne d'Arc vollbringen.

Johanna wurde 1412 in einem kleinen Bauerndorf geboren und musste als Kind mitansehen, wie ihre Schwester von englischen Soldaten getötet und missbraucht wurde. Geleitet von göttlichen Illusionen zieht sie zum nominellen Thronfolger Karl VII, überbringt ihm eine göttliche Botschaft und verlangt von ihme eine Armee, um gegen die Engländer ziehen zu dürfen.

Nach und nach fällt eine englische Bastion nach der anderen. Johanna zieht ihre Krieger von einem Schlachtfeld zum anderen, und es gelingt ihr ihre Männer durch ihren ungebrochenen Kampfesgeist immer wieder zu ermutigen. Welche Bedeutung hatte die Schlacht um die Stadt Orleans?

Orleans spielte im Krieg eine Schlüsselrolle, da sie den Schlüssel zur Überquerung der Loire innehatte. Hätten die Engländer Orleans komplett unter Kontrolle gebracht, so wäre ein Vordringen ins Landesinnere nur noch Formsache gewesen. Johanna treibt die Engländer schließlich zurück und verhilft so Karl VII zum Königsthron und damit zu seinem größten Ziel.

Fortan war Karl VII nicht mehr an einer Fortführung der Befreiungskriege gegen England interessiert und bot auch Jeanne nicht mehr die notwendige Truppenunterstützung an. Jeanne kämpfte jedoch mit wenigen Truppen verbittert weiter, bis sie schließich gefangen genommen und an die Engländer ausgeliefert wurde. Im Alter von nur 19 Jahren wurde sie in Rouen wegen Ketzerei und Hexerei auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

Jeanne d'Arc stand jedoch wegen ihres kämpferischen Einsatzes im 19. Jahrhundert wieder zur französischen Nationalheldin auf und wurde 1920 von der katholischen Kirche gar selig und heilig gesprochen.

Zum Film

Keiner hätte den Film besser in Szene setzen können als ein Franzose. Der französische Regisseur Luc Besson wählte seine Ex-Frau Milla Jovovich als Hauptdarstellerin in seinem Film aus. Dass die beiden gute Filme machen können, habe sie bereits in DAS FÜNFTE ELEMENT gezeigt. Luc Besson hielt sich ziemlich genau an die Historie, verzichtete auf allzu viele Effekte und ließ oft die Bilder für sich sprechen.

Aus dem Film wurde ein zweieinhalbstündiges Heldenepos, das an keiner Stelle langweilig wurde, von den letzten 20 Minuten vielleicht abgesehen. Der Film ist mit enormem Aufwand produziert worden. Die Kosten von Zig Millionen Dollar fielen jedoch weniger bei Spezialeffekten an als für die Herstellung Tausender Original-Köstüme und -Rüstungen. Dadurch ist es Luc Besson gelungen, mehr authentische Wirkung zu erzielen als durch faszinierende moderne Kino-Effekte.

Der Film glänzt nur so von Top-Schauspielern. John Malkovich spielt den guten König Charles VII in perfekte Weise. Sowohl wenn es um Demonstration von Macht als auch von Demut und Angst geht, bringt John Malkovich sein schauspielerisches Talent zum Vorschein. Mindestens genauso gut spielt Dustin Hoffman am Ende des Filmes eine Scheingestalt, nämlich das Gewissen von Jeanne. In stoischer Ruhe macht er Johanna klar, was sie alles vollbracht und angerichtet hatte. Auch Faye Dunaway spielt eine hervorragende Hauptrolle.

Was ist mit Milla Jovovich? Nein, ich breche jetzt nicht in Lobeshymnen aus. An sich ist sie ja wie geschaffen für die Rolle einer kämpferischen Jungfrau, die den König und Soldaten auf ihre Seiten bringt. Während sie anfangs noch stark spielt, kann sie ihre Rolle als Heeresführerin irgendwie nicht verkörpern. Mit kurzen Haaren und feurigen Augen schreit sie hysterisch auf dem Kampffeld umher; ihr Handeln und Tun wirkt aber künstlich und gespielt. Wie wäre diese Rolle wohl herausgekommen, wenn sie von einer Schauspielerin vom Kaliber eines Dustin Hoffmann oder einer Faye Dunaway gespielt worden wäre?

Noch ein Kritikpunkt an Luc Besson. Der zweieinhalbstündige Film besteht zur Hälfte nur aus blutigen Kampfesszenen. Man sieht zahlreiche Köpfe rollen, lose Körperteile am Boden, Mord und Gemetzel ohne Ende. Die Kampfesszenen wirken echt und sind perfekt gedreht. Aber da wäre doch noch die zweite Handlung im Film, nämlich die Gratwanderung einer Johanna von Orleans: Hat sie göttliche Eingebungen oder ist sie einfach nur wahnsinnig? Während der Kampfesszenen kommt diese Frage nur kurz zum Vorschein, als sie einem Franzosen verbietet, einen Engländer wegen seiner Zähne zu töten. Am Ende dreht sich der Film jedoch nur noch um diese Frage. Hier wäre mir eine bessere Mischung und ein besserer Übergang lieber gewesen.

Nichtsdestotrotz kann ich den Film jedem weiterempfehlen. Die zweieinhalb Stunden vergehen wie in einem Kurzfilm. Die Bilder und Kostüme sind beeindruckend, er Sound bombastisch. Außerdem lernt man bei diesem Film wirklich etwas über Geschichte.

Zur DVD

Abschließend möchte ich noch ein paar Worte zur DVD sagen. Wenn ein Film für eine DVD geschaffen ist, dann ist es dieser. Ich möchte niemals einen Film wie diesen mit Werbepausen sehen; zu sehr würde man aus dem Zusammenhang gerissen werden, zumal der Film zweieinhalb Stunden dauert.

Diesen Film sollte man sich unbedingt in Dolby Surround ansehen. Der Film lebt nur so von Musik und Sound. Da wären natürlich auf der einen Seite heroische Melodien während der Kampfesszenen. Noch viel besser kommen allerdings Choräle in Verbindung mit traditioneller Orchestermusik und moderner Synthesizer-Musik herüber. Teilweise fühlt man sich wie in einer Kirche oder in einem Kloster. Am meisten haben mich die mysthischen Klänge beeindruckt, als Johanna ihre Eingebungen hatte bzw. am Überlegen war.

Das englisch-sprachige leicht verständliche Making Of verrät einiges über die Hintergründe und die Produktion des Filmes. So werden einige historische Dokumente gezeigt, die als Produktionsvorlage für den Film dienten. Milla Jovovich gibt in einem Sonnenblumenfeld sitzend ihre Kommentare zum Film hinzu. Noch nie hat mich die halbe Stunde Zusatzmaterial in einem Film so fasziniert und interessiert wie bei diesem Film.

Natürlich erhält man als Bonusmaterial auch den üblichen Kino-Trailer, Kurzportraits der Schauspieler etc., aber die englischsprachige Filmdokumentation ist ein Muss gleich anschließend zum Film.

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