Lola rennt
Ein Film, den man zweimal sehen muss
Der Film "Lola rennt" gehört zu der Sorte von Filmen, bei denen man sich nach einer halben Stunde zum ersten Mal fragt: Was soll denn das sein? Habe ich jetzt was verpasst? Spinnt mein DVD-Player, warum zeigt er mir jetzt den ersten Track nochmals? Ich verstehe die Handlung nicht mehr...
Hat man den Film ganz gesehen geht man vielleicht fragend aus dem Kinosaal oder steht kopfschüttelnd vom Fernsehsessel auf: Was soll denn das? Gibt es jemand, der mir erklären kann, um was es bei dem Film geht? Ich blick nicht durch...
Erst beim zweiten Mal versteht man die Handlung so richtig und man lernt den Film als solchen zu schätzen. Der Film besteht nämlich im Prinzip aus 3x demselben Kurzfilm, jedoch immer mit einem leicht anderen Ausgang. Wie die drei Episoden genau zusammenhängen, versteht man erst so richtig beim zweiten Mal Sehen.
Kurz zur Handlung, die eigentlich für einen so erfolgreichen Film fast zu bider erscheint: Lolas Freund Manni arbeitet als Geldbote für einen Autoschieber-Clan. Nachdem er sich schon ein paarmal als zuverlässig erwiesen hatte, passiert ihm ein Missgeschick: Er vergisst einen Geldsack mit 100000 DM in der U-Bahn nach einem kleinen Eklat mit einem Penner und der Polizei. Sein Boss will nun die 100 Mille innerhalb von 20 Minuten wieder haben oder er droht mit einem Blutbad. Dann beginnt ein Spiel mit der Zeit; ein Anruf zu Lola und Lola rennt...
Die hübsche Lola wird von Franka Potente gespielt. Viele kennen Franka Potente sicher aus ihrem letzten Film "Anatomie". Ich finde, die Rolle der Lola war für Franka Potente besser zugeschnitten als ihre Rolle als Medizinstudentin in Anatomie. Franka Potente konnte sich meiner Meinung nach als Lola deutlich besser personifizieren; besonders konnte sie ihre Sportlichkeit demonstrieren; schließlich besteht fast der ganze Film aus einem Jogging-Lauf.
Lolas Freund Manni wird von Moritz Bleibtreu gespielt. Sind die beiden nicht ein süßes Paar? Ich meine, wären die beiden nicht auch ein süßes Paar im richtigen Leben? In dem Film hat mich besonders beeindruckt, wie die innere Zuneigung der beiden, das Zusammengehören der beiden, dem Zuschauer emotional vermittelt wird. Da kommt so richtig Hoffen auf ein glückliches Zusammenleben der beiden auf.
Ich habe den Film sowohl im Kino als auch auf DVD gesehen. Im Kino erging es mir wirklich wie oben beschrieben; erst nachdem ich den Film zusätzlich im Heimkino angesehen habe, gingen bei mir die Lichter auf.
Vielleicht sollte ich einmal hinzufügen, dass der Film eine ganze Reihe von nationalen und internationalen Preisen gewonnen hat. Es sprang zwar leider kein Oskar heraus, jedoch ist doch ein Bambi oder der Bayerische Filmpreis auch nicht zu unterschlagen, oder? Immerhin handelt es sich um einen Film aus deutscher Produktion (an dieser Stelle ein Lob an Tom Tykwer, der nicht nur Regie geführt hat, sondern auch das Drehbuch selbst geschrieben hat), der mit einem im Vergleich zu US-Filmen total niedrigen Budget gedreht wurde.
Aus der deutschen Filmproduktion kommt meiner Meinung nach viel Schrott. Hin und wieder wird jedoch ein absoluter Knüller produziert; Lola rennt ist so einer. Der Film selbst dauert keine 90 Minuten und ist deshalb sehr kurzweilig. Gott sei Dank wurde der Film nicht künstlich in die Länge gezogen; sonst wäre er wahrscheinlich unerträglich.
Noch ein paar Worte zur DVD: Außer dem Film sind 3 tolle Interviews mit den beiden Hauptdarstellern und dem Regisseur Tom Tykwer enthalten. Diese Interviews geben einem tieferen Einblick in die Gedanken der Schauspieler und des Regisseurs, und man versteht umsomehr den Film zu verstehen und zu schätzen.
Die 3 verschiedenen Kinotrailer hätten die Produzenten der DVD sich meiner Meinung nach jedoch schenken können. Dafür sind die Ausschnitte aus anderen Filmen der Filmgesellschaft sehr ansehnlich.
Ein Wort zum Schluss: "Lola rennt" war ein großer Kinohit in Deutschland. Wer den Film noch nicht gesehen hat, wird sich am Video oder an der DVD erfreuen. Der Film ist wirklich eine ganz klare Empfehlung für jedermann. Aber mein Tip zum Schluss: Nehmt Euch mehr Zeit als 90 Minuten; nach dem ersten Mal Sehen wird man wahrscheinlich zurückspulen um sich gewisse Szenen oder gar den ganzen Film nochmals zu Gemüte führen lassen.
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