Meine Braut, ihr Vater und ich
Der Zuschauer wird auf die Folter genommen
Jeder kann sich gewiss noch an seine Jugendzeit erinnern (oder ist gerade mittendrin), wo es eine besonders brenzlige Situation bzw. Aufgabe gab, die dem einen oder anderen höchst unangenehm war: Die erste Vorstellung bei den Eltern der Freundin bzw. des Freundes. Oft geschieht dies ganz informell und ungezwungen, keiner denkt sich was dabei. Aber stell Dir vor, die Situation ist wie folgt:
Du bist ein einfacher Mensch mit einem einfachen Job ohne großes Vermögen, auch nicht übermäßig gescheit und kulturinteressiert, der sich an kleinen Dingen im Leben erfreut. Dein Partner jedoch kommt aus wohlhabendem Hause wo viel Wert auf Bildung und gute Sitten gelegt wird. So kommst Du zum ersten Mal bei den Eltern des Partners an, ahnst schon Schlimmes, hoffst aber, dass alles schon irgendwie gut gehen wird.
Der Dad Deiner Freundin bzw. Deines Freundes arbeitete 30 Jahre beim FBI, kennt sich also in Spitzeleien bestens aus, und ist Dir vom ersten Moment an skeptisch gegenüber eingestellt. Egal, was Du sagst, er zweifelt es an. Du versuchst irgendwie ins Gespräch zu kommen, aber es treffen zwei Welten aufeinander, die sich an sich nichts zu sagen haben. Du versuchst, Interesse zu zeigen, wirst aber immer sofort bloß gestellt, dass Du eigentlich keine Ahnung hast. Du verfängst Dich in Ausreden und Lügen, alles geht irgendwie schief...
Zum Film, d.h. ich bin schon mitten im Film, denn bei "Meine Braut, ihr Vater und ich" geht es nur um diese eine Situation. Robert de Niro spielt den Vater der hübschen Braut, der 30 Jahre beim FBI gearbeitet hat. Ben Stiller spielt den armen Verliebten der Braut, der ein Wochenende in ihrem Elternhaus verbringen muss.
Als Zuschauer gerät man bei dem Film in einen inneren Konflikt: Soll man das Ganze alles voller Vergnügen betrachten, oder soll man versuchen, dem armen Liebhaber aus der Patsche zu helfen? Man wird als Zuschauer eineinhalb Stunden förmlich in die Enge getrieben. Je länger der Film andauert und je größer das Schlamassel wird, in das Ben Stiller immer tiefer hineindringt, desto mehr kommt man eigentlich nur noch zu einer Lösung: Hau ab, zieh Leine, vergiss es...
Und genauso kommt es auch nach eineinhalb Stunden; man wird als Zuschauer richtig erlöst: Endlich hört das Gezedere auf; wenn sie ihn liebt, wird sie ihn schon wieder finden, aber so kann es nicht weitergehen... Just in dem Moment erkennt der Vater jedoch, dass er einen Fehler gemacht hat...
Der Film wurde nicht zu Unrecht zu einer der witzigsten Komödien des Jahres 2000. Es reiht sich eine lustige bzw. tollpatschige Szene an die andere. Der Film ist nicht zuletzt deshalb so witzig, weil man als Zuschauer quasi immer vorausahnt, was als nächstes wohl passieren wird. Und es passiert auch alles nur Erdenkbare.
In dem Film treffen zwei typische Klischees aufeinander, nämlich das einer typischen vornehmen wohlhabenden Familie und das eines einfachen Menschen wie Du und ich. Auf diesen krassen Gegensätzen wird während des ganzen Filmes rumgeritten. Auch wenn der ganze Film auf Komödie gemacht ist, beinhaltet er auch eine Menge Sozialkritik und vermittelt am Ende die klare Botschaft: Wenn die Liebe zwischen zwei Personen stark genug ist, werden auch solch schwere Hindernisse überbrückt.
So kann ich "Meine Braut, ihr Vater und ich" jedem für einen lustigen Abend empfehlen. Der Film dauert knappe 2 Stunden und ist durchweg unterhaltsam.
Ich habe den Film auf DVD angesehen, war vom Film sehr begeistert, nicht aber von der DVD. Der Film lebt nicht von Sound und Effekten sondern einfach von Handlung. Das Making-Of ist Standard, eigentlich nicht unbedingt sehenswert.
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