Farbmanagement für bessere Digitalbilder am PC
Als ich vor langer Zeit meine ersten Digitalbilder auf dem PC hatte tauchte ich in eine ganz neue Problematik ein: Farbtreue, echte Farben, Farbfehler. Warum zum Teufel sieht ein Bild am PC anders aus als in Natura, auch wenn die Digitalkamera äußerst hochwertig ist? Warum erhalte ich Abzüge vom Labor mit ganz anderen Farben als ich sie zu Hause am Bildschirm sehe? Solche Fragen führten dazu, dass ich immer tiefer in eine Thematik namens Farbmanagement am PC eintauchte.
Probleme mit Digitalbildern am PC
Fast jeder PC-Anwender (und natürlich auch Mac-Anwender) hat sich schon irgendwann einmal über Farben bei Digitalbildern beklagt. Da fotografiert man tolle Motive mit seiner Digitalkamera, aber was am Bildschirm dabei heraus kommt ist etwas ganz anderes als man noch in Erinnerung hat. Motiv und Bild unterscheiden sich drastisch.
Vielleicht ist es aber auch so, dass man von einem Freund ein paar Party-Bilder zugeschickt bekommt und zu Hause in blankes Entsetzen verfällt, wo doch dieselben Bilder am Monitor des Freundes noch richtig gut ausgesehen haben. Wenn dann der eigene Bildschirm noch teurer, neuerer und hochwertiger ist als der des Freundes, versteht man die Welt nicht mehr.
Und natürlich gibt es noch den Klassiker unter allen Digitalfotografen: Man macht einige Aufnahmen, optimiert die Bilder farblich im Bildbearbeitungsprogramm wie Photoshop, schickt dann die fertigen Dateien an einen Online-Bilderdienst und erhält ganz normale Foto-Abzüge per Post zugeschickt. Diese erscheinen jedoch völlig anders als man sie vorher gesehen hat. Die Farben sind anders, haben gar einen Farbstich in eine gewisse Richtung, sind flau oder zu kräftig. Es passt einfach nichts mehr mit den ursprünglichen Bildern zusammen. Natürlich schiebt man dann ganz einfach den Fehler auf das Fotolabor. Miese Bildqualität, schlechter Service! Nächstes Mal ein anderes.
Den gleichen Effekt kann man natürlich auch zu Hause mit seinem eigenen Drucker reproduzieren: Man bearbeitet ein digitales Bild so lange bis die Farben am Computer-Bildschirm einigermaßen stimmen. Dann druckt man das Bild aus und fällt fast vom Stuhl, weil der Drucker überhaupt nicht das wiedergibt, was man am Bildschirm sieht. Wenn es sich dann noch um einen teuren Photodrucker und um qualitativ hochwertiges Fotopapier handelt, dann ist die Enttäuschung umso größer.
Noch mehr typische Probleme aus dem Computer-Alltag mit Digitalbildern sind auf meiner Webseite Einführung in Farbmanagement beschrieben.
Farbfehler - kein Gerät ist perfekt!
Woran liegen nun die Fehler, einfach an den einzelnen Geräten wie Digitalkamera, Scanner, Monitor oder Drucker? Natürlich weiß man, dass kein technisches Gerät perfekt ist. Keine Personenwaage zeigt einem das exakte Gewicht an, auch wenn sie eine Einteilung in 100 Gramm-Schritten hat. Eine gewisse Toleranz ist immer vorhanden. Und selbst wenn man zwei Personenwaagen des gleichen Typs nebeneinander stellt, hat man auf der einen gerne ein Kilo mehr als auf der anderen. Auch andere technische Geräte haben Messfehler bzw. Toleranzen: Kein Auto-Tacho zeigt die exakte Geschwindigkeit an, keine Uhr geht auf Dauer exakt richtig, kein Thermostat regelt die Temperatur aufs Zehntel genau.
Natürlich haben Consumer-Geräte im PC-Bereich genauso ihre Fehler wie andere Geräte: Bildschirme gibt es in einer Bandbreite zwischen 50 € und 5000 €. Alle haben Farbfehler in der Bilddarstellung, wenngleich das günstigste Modell freilich stärkere Fehler aufweist als das teuerste. Jede Digitalkamera hat ihre Farbfehler, auch wenn es sich um eine professionelle Spiegelreflexkamera mit hochwertigsten Objektiven handelt. Und natürlich hat auch ein Scanner seine Farbfehler, egal ob es sich um einen 50 €-Scannner oder um einen 5000 €-Scanner handelt. Auch bei den Druckern gibt es qualitative Unterschiede. Ein 100 € Gerät kann natürlich nicht mit einer 10.000 € Druckmaschine mithalten. Aber selbst das sündhaft teure Laborgerät ist nicht frei von Farbfehlern.
Alle Geräte, mit denen der "einfache" PC-Anwender zu tun hat, haben also Farbfehler. Diese Fehler können sich verstärken, fortpflanzen oder auch aufheben. Am Besten aber wäre es, wenn man die Gerätefehler messen und kompensieren könnte.
Kalibrieren und Profilieren von Geräten
Eine Uhr, die nachgeht, ist schlecht. Wenn ich aber weiß um wie viele Minuten die Uhr nachgeht, kann ich gut damit leben. Genauso ist eine Waage, die zu viel anzeigt, schlecht für meine Figur. Wenn ich aber weiß, wie viele Kilos die Waage zu viel anzeigt, dann weiß ich nach dem Wiegen doch wieder mein wirkliches Gewicht. Wenn ich den Messfehler einer Personenwaage ermittle und die Waage dann neu eiche, zeigt sie mir das richtige Gewicht an. Man spricht auch von Kalibrierung. Und genau dasselbe gilt auch für Computer-Peripherie.
Jeder Bildschirm zeigt Farben unterschiedlich an. Dies hängt sowohl vom Bildschirm-Typ, vom Hersteller aber auch einfach von den Einstellungen im Bildschirmmenü ab. Die Farbfehler eines Bildschirmes kann man jedoch mit einem speziellen Messgerät (einem sogenannten Kolorimeter) vermessen, und auf Basis der Messfehler den Bildschirm kalibrieren und profilieren. Noch vor einigen Jahren war die Farb-Kalibrierung eines Bildschirmes eine teure Angelegenheit und daher nur im professionellen Bereich einsetzbar. Heutzutage gibt es bereits preisgünstige Tools für den Privatmann, mit deren Hilfe er in weniger als einer Stunde eine ordentliche Bildschirmkalibrierung durchführen kann. ist der Bildschirm einmal kalibriert und profiliert kann man in Zukunft auf die Bilddarstellung mit echten, unverfälschten Farben setzen.
Gleiches gilt natürlich für einen Drucker: Jeder Drucker bringt ein Bild anders zu Papier. Das hängt sowohl vom Drucker-Modell aber auch vom verwendeten Papier und nicht zuletzt von der verwendeten Tinte ab. Man erhält also mehr oder weniger zufällige Farben bei einem konventionellen Ausdruck, der nach einer Korrektur schreit. Natürlich lässt sich auch ein Drucker profilieren. Dazu druckt man eine Normvorlage auf seinem Drucker mit einer bestimmten Papier/Tinten-Kombination aus und digitalisiert diese mit einem sogenannten Spektralphotometer. Aus dem Vergleich der gescannten Farben mit sogenannten Referenzfarben kann ein Druckerprofilierungs-Tool ein Korrekturprofil erstellt werden, das bei zukünftigen Ausdrucken verwendet wird. Mit Hilfe eines solchen Farbprofiles druckt der Drucker dann echte, farbrichtige Farben aufs Papier.
Was passiert beim Scannen von Bildern auf Papier oder direkt vom Film? Auch jeder Scanner ist mit Farbfehlern behaftet, die in jedem Scan enthalten sind. Da liegt es doch nahe, die Farbfehler des Scanners einmal zu korrigieren so dass man nicht jedes einzelne Bild nach dem Scannen bearbeiten muss. Einen Scanner kann man genauso wie einen Bildschirm oder einen Drucker vermessen, man spricht dann von Scanner-Kalibrierung. Dabei scannt man eine genormte Vorlage, ein sogenanntes IT8-Target, und eine spezielle Software wie zum Beispiel die Scansoftware SilverFast vergleicht die gemessenen Farben mit den Referenzfarben und erstellt daraus ein Korrekturprofil für den Scanner. Dieses Korrekturprofil wendet man dann auf all seine Scans an und braucht nicht 1000 mal die Scannerfehler im Nachhinein aus der Bilddatei herauszukorrigieren.
Abschließend sei noch die Profilierung einer Digitalkamera erwähnt. Jede Digitalkamera ist auch mit bestimmten Farbfehlern behaftet, die man messen und automatisch korrigieren kann. Dazu fotografiert man ein sogenanntes Digitalkamera-Target und eine spezielle Software wie zum BeispielSilverFast DCPro berechnet aus dem fotografierten Target-Bild und Referenzdaten ein Korrekturprofil für die Digitalkamera, das die Farbfehler der Kamera bei allen zukünftigen Bilddatein automatisch korrigiert.
Einsatz von Farbmanagement am PC
Im vorigen Kapitel habe ich beschrieben, dass sämtliche Geräte, die bei der digitalen Bildverarbeitung zum Einsatz kommen, fehlerbehaftet sind. Sowohl Eingabegeräte wie Digitalkameras oder Scanner als auch Ausgabegeräte wie Computer-Bildschirme oder Drucker sind alle mit Farbfehlern behaftet, die sich verstärken können. All diese Farbfehler der einzelnen Geräte sind jedoch messbar und korrigierbar; man spricht von Kalibrierung und Profilierung der einzelnen Geräte.
Und sobald man anfängt, einzelne Geräte zu kalibrieren und zu korrigieren ist man mitten drin in einer Materie, die in der Fachsprache Farbmanagement genannt wird. Man kümmert sich also aktiv um die Farben von Digitalbildern, man managt sie mit Hilfe von Software- und Hardware-Tools.
Das Schöne ist, dass man sich als einfacher Anwender nicht um das eigentliche Farbmanagement kümmern muss; das machen sogenannte Color Management Module im Betriebssystem. Hat man einmal seine Digitalkamera, seinen Scanner, seinen Bildschirm und seinen Drucker kalibriert und ein für jedes Gerät ein eigenes Farbkorrekturprofil erstellt, übernimmt das Farbmanagement-Modul im Betriebssystem sowie entsprechende Bildbearbeitungssoftware die Korrektur von Fehlern und die Umrechnung von Profilen. Das läuft also alles im Hintergrund ab ohne dass man direkt davon etwas merkt.
Die Vorteile liegen auf der Hand: Dank der Farbprofilierung liefern Scanner und Digitalkameras korrigierte Bilddateien; die Farbfehler werden an der Quelle korrigiert; es muss nicht jeder einzelne Scan bzw. jedes einzelne Foto korrigiert werden; das spart einem enorm viel Zeit.
Wichtigste Voraussetzung ist immer ein kalibrierter Bildschirm. Man stelle sich einmal vor, dass man 1000 Digitalbilder von einer Digitalkamera erhält, und 1000 Bilder im Bildbearbeitungsprogramm korrigiert, nur weil sie der Bildschirm nicht richtig darstellt. Die Arbeit ist enorm, und wenn man eines Tages einen neuen Bildschirm kauft, müssen sämtliche 1000 Bilder erneut bearbeitet werden, da sie ja der neue Bildschirm ganz anders darstellt. Aus diesem Grunde ist es für jeden, der mit Digitalbildern arbeitet, ein absolutes Muss, seinen Bildschirm zu kalibrieren, damit man die Gewissheit hat, dass dieser echte, unverfälschte Farben darstellt.
Zusammenfassung, Fazit
Probleme mit Digitalbildern, wie ich sie ganz oben beschrieben habe, lassen sich ganz einfach beheben, indem man sämtliche Eingabegeräte (Digitalkameras, Scanner, Filmscanner) und Ausgabegeräte (Bildschirm, Fernseher, Drucker) kalibriert, profiliert und damit korrigiert. Tools dazu gibt es inzwischen für wenig Geld. Die Qualitätssteigerung ist erheblich und man kann sich eine Menge Zeit, Frust und Ärger ersparen.
Copyright: Patrick Wagner, www.patrickwagner.de
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